Das Archäologisches Museum befindet sich im Erdgeschoss im Ostflügel des Schlosses. Mit einem neuen Gestaltungskonzept wurde es 2013 eingeweiht. Die Ausstellung der Funde entspricht einem historischen Rundgang, bei dem, auch dank multimedialer Installationen, die Sammlungen der archäologischen Forschung zwischen Ende des 19. Jh. und den Anfängen des 20. Jh. in den Vordergrund gerückt werden.
Der Rundgang umfasst sechs Säle, in denen die Tätigkeit von Sammlern und friaulischen Wissenschaftlern belegt wird. Zu sehen sind zahlreiche Exponate, darunter Vasen aus der Magna Graecia sowie frühgeschichtliche, römische und hochmittelalterliche Grabbeigaben. Die Schausammlung ist das Ergebnis von intellektueller und persönlicher Neugierde, bei der anstelle einer lückenlosen dokumentarischen Recherche, die Suche nach einem seltenen und ästhetisch wertvollen Fundstück im Vordergrund steht.
Ein wichtiger Raum des Archäologischen Museums ist der sogenannte Playroom, ein eigens eingerichteter Spiel- und Experimentierbereich für Kinder, wo man Spielen, Lesen, Experimentieren und Basteln kann. Der Playroom ist jeden Sonntag von 15.00 bis 17.00 Uhr geöffnet.
ARCHIV FORSCHUNG
Ausgrabungen am äneolithischen Fundort von Nogaredo al Torre in Zusammenarbeit mit dem Naturhistorischen Museum von Friaul
Vor kurzem wurde in Zusammenarbeit mit dem Naturhistorischen Museum von Friaul (Museo Friulano di Storia Naturale) mit einer archäologischen Grabung am äneolithischen Fundort von Nogaredo al Torre (Udine) begonnen. Die archäologischen Arbeiten im Flussauengebiet förderten ein Grab und menschliche Spuren aus prähistorischer Zeit zutage. Die zahlreich aufgefundenen Materialien (Keramik, Steine, tierische und paläobotanische Funde) werden derzeit eingehend untersucht.
Barrierefreiheit in den Museen
Chancengleichheit im Kulturbereich: Dieses Ziel setzt sich das Archäologische Museum schon seit 2014, wenn es um die Organisation von Ausstellungen und Publikumsveranstaltungen geht. Bereits im Juni 2014 wurde ein Workshop mit dem Titel “Un Museo senza barriere” – Ein Museum ohne Barrieren – in Zusammenarbeit mit dem “Laboratorio dell’accessibilità universale” der Universität Siena veranstaltet. Es nahmen Bildungsreferenten, Lehrkräfte, Museumsmitarbeiter und pädagogische Fachkräfte teil, die sich tagtäglich auseinandersetzen mit dem Thema Barrierefreiheit in den Museen für Menschen mit Behinderungen und mit besonderen Bedürfnissen.
Nach diesem Workshop gestaltete das Archäologische Museum ein Experiment zu einigen Aspekten der Barrierefreiheit mit der Ausstellung “Adriatico senza confini. Via di comunicazione e crocevia di popoli nel 6000 a.C.”; die Arbeit wurde 2015 fortgesetzt mit der Ausstellung “Mense e banchetti nella Udine rinascimentale”. Zurzeit beteiligt sich das Archäologische Museum mit 12 weiteren Partnern aus Polen, Deutschland, Österreich, Kroatien, Slowenien und Italien an einem europäischen Projekt, das diesen Themen gewidmet ist.
Migration in prähistorischer Zeit
Migrationen sind ein wesentlicher Bestandteil für die Entstehung der europäischen Gesellschaft. Archäologische und genetische Daten beweisen, dass in Zeiten großer wirtschaftlicher Veränderungen oft neue Bevölkerungsgruppen eintreffen. So geschah es im Adria- und Balkanraum vor etwa 8000 Jahren, als Menschen mit neuen Lebensweisen, die auch Viehzucht und Landwirtschaft mit sich brachten, aus dem Nahen Osten in diese Gebiete kamen und bei ihrem Einzug die Lebensart der Jäger und Sammler zunichte machten.
Die Migrationsströme jener Zeit scheinen in zwei Richtungen verlaufen zu sein: eine Seeroute an der Küste entlang und eine im Landesinneren. Das Archäologische Museum in Udine hat diese Forschungsarbeit mit der Ausstellung “Adriatico senza confini. Via di Comunicazione e crocevia di popoli nel 6000 a.C.” begonnen und vor kurzem ein europäisches Projekt zu diesem Thema eingereicht.
Befestigte Siedlungen von der Prähistorie bis zum 15. Jh.
Vom Ende des Neolithikums bis zum 15. Jh. gab es im Friaul zahlreiche befestigte Siedlungen, die auch die eigentümliche Morphologie des Gebietes kennzeichnen. Die jüngsten Erkenntnisse zu diesem interessanten Phänomen wurden zum Teil 2014 in einer Konferenz untersucht, die im Archäologischen Museum stattfand und den Titel trug: “Difendere il contado: proprietà collettive in montagna. Dalle “cortine” medievali in Carnia alle Regole di Cortina d’Ampezzo”. Auch 2016 wird eine Tagung zu befestigten Bergsiedlungen von der Prähistorie bis ins 15. Jh. stattfinden.
LISTE DER FUNDORTE
Das Archäologische Museum beherbergt Fundstücke, die bei Grabungen in Italien oder im Ausland zutage kamen. Die Liste ist geographisch gegliedert, in Fettdruck erscheinen die Fundorte, deren Inventarkarten bereits online abrufbar sind.
Fundorte in Udine
- Schlosshügel
- Piazza Duomo und alter Dom
- Piazza I Maggio
- Piazza I Maggio
- Piazza Venerio
- Planis
- San Gottardo
- Via Brenari
- Via del Gelso
- Via Pracchiuso
- Ponte Cormor
- Vat
- Via Bariglaria
Friaulische Fundorte
- Adegliacco
- Aiello del Friuli
- Alnicco
- Aquileia
- Buia
- Carpeneto
- Castions di Strada
- Fagagna
- Gemona
- Gonars
- Gradisca di Sedegliano
- Gradisca sul Cosa
- Gradiscutta di Varmo
- Joannis
- Laguna di Marano
- Lavariano
- Lovaria
- Mereto di Tomba
- Moruzzo
- Muzzana del Turgnano
- Pavia di Udine
- Pozzuolo del Friuli
- San Giorgio di Nogaro
- San Vito di Fagagna
- Sclaunicco
- Sevegliano
- Socchieve
- Strassoldo
- Venzone
- Basiliano
- Buttrio
- Cividale
- Lestizza
- Porpetto
- San Daniele
- San Giovanni di Casarsa (PN)
- San Giovanni di Polcenigo (PN)
- Tricesimo
- Zuglio
Italienische Fundorte
- Lombardia, Cuggiano (MI)
- Puglia, Mesagne (BR)
- Puglia,Taranto
- Sardegna, Hochebene von Santa Lucia Ales
- Sardegna, Kirche San Paragorio, Noli
- Sardegna, Nuraghe
- Sardegna, Ballao
- Sardegna, Tharros - CA
- Sicilia, Erice
- Sicilia, Selinunte
Ausländische Fundorte
- Egitto
- Rodi
Rundgang
Saal 1.Francesco di Toppo
Der Rundgang beginnt mit einem Video, in dem ein Schauspieler den Grafen Francesco di Toppo (1797-1883) darstellt. Graf di Toppo war ein wichtiger Vertreter des Udineser Adels und angesehener Sammler von archäologischen Funden sowie Literaturfreund. 1866 ernannte man ihn zum Präsidenten der archäologischen Kommission für Friaul und Honorarinspektor von Aquileia. 1883 schenkte er dem Museum seine archäologische Sammlung. Das Video möchte dem heutigen Besucher die Eröffnung des Friaulischen Museums am 13. April 1866 nahebringen, zu dem auch das Archäologische Museum und die anderen Sammlungen gehörten.
Rundgang
Saal 2.Augusto de Brandis
Augusto de Brandis (1870-1928), der Vertreter eines angesehenen Adelsgeschlechts, überließ dem Museum im Jahre 1924 seine umfangreiche Sammlung mit 400 Tongefäßen aus dem Zeitraum zwischen dem 7. und 1. Jh. v. Chr. sowie 6.000 griechische und 8.000 römische Münzen. Das wichtigste Stück der Kollektion ist ein Stamnos, der dem attischen Keramikmaler Menelaos (zweite Hälfte des 5. Jh. v. Chr.) zugeschrieben wird. Besonders umfangreich ist die Keramik-Sammlung: sie umfasst Vasen aus Korinth und Athen aus dem 7. Jh. v. Chr. und reicht bis zu den Gefäßen der Magna Graecia und griechisch-einheimischen Fundstücken. Über vierzig Öllampen aus Ton sind zu sehen und ganz besondere Keramikobjekte aus der Nekropole von Taranto.
Rundgang
Saal 3.Adelige, Wissenschaftler, Klerikale
Der kulturelle Impuls, der vom Friaulischen Museum ausging, veranlasste viele Adelige, Wissenschaftler und Klerikale, ihre dokumentarisch wertvollen und ästhetisch bedeutsamen archäologischen Funde dem Museum zu schenken. Darunter befanden sich Objekte aus frühgeschichtlicher Zeit aus der Siedlung und Nekropole des Moruzzo-Hügels, die die Grafen Gropplero dem Museum überließen; Fundstücke aus römischer Zeit aus der Schenkung der Gräfin Prampero Peretti sowie langobardische Funde aus der Nekropole in Planis, die Graf Antonino di Prampero dem Museum überließ. Überdies ist die Bronzebüste einer Mänade aus römischer Zeit, die Giulio Andrea Pirona dem Museum schenkte, von besonderer Bedeutung und die von Giuliano Mauroner überlassene Serapis-Büste aus Alabastermarmor.
Rundgang
Saal 4.Francesco di Toppo und die Grabungen in Aquileia
1859 begann Francesco di Toppo seine archäologische Forschungstätigkeit in Aquileia, bei der vor allem die großen Grabbereiche im Mittelpunkt standen. Aus verschiedenen Gräbern stammen Balsambehälter aus Glas und Ton, darunter ein höchst seltenes Rhyton aus mundgeblasenem Glas aus dem 1.-2. Jh. n. Chr.; achtzig Öllampen, Behälter für Trankopfer, darunter ein einhenkeliger glasierter Keramikkrug aus dem 4. Jh. n. Chr., und die Ampulle des hl. Menas. Die Datierung und Katalogisierung der Grabbeigaben ist schwierig, da Graf di Toppo die Funde nach Gruppen zusammenstellte.
Rundgang
Saal 5.Von der Sammelleidenschaft zum öffentlichen Museum
Der Rundgang in Bezug auf den Kollektionismus endet mit einer Bewertung dieses Phänomens. Zwischen dem 19. und 20. Jh. war dadurch das Bewahren und Überleben unseres Kulturgutes sowie das Entstehen fast aller öffentlichen Museen möglich, heutzutage hingegen gilt die Sammeltätigkeit als überholt, denn Fundstücke ohne Kontext vereiteln die historische Rekonstruktion der archäologischen Stätten, die ja die Grundlage der modernen Forschung bildet. In diesem Saal ist der Mosaikboden aus Aquileia ausgestellt, der aus dem Fundus Ritter in Aquileia stammt. 1933 gelangte er in die städtische Sammlung und belegt das ästhetische Erwerbskriterium, das Vorrang hatte gegenüber der wissenschaftlichen Dokumentation.
Rundgang
Saal 6.Luigi Pio Tessitori
Der letzte Saal ist Luigi Pio Tessitori (1887-1919) und der archäologischen Forschung im Ausland gewidmet. Der friaulische Adelige reiste 1914 nach Nordindien, um dort bardische Manuskripte sowie Legenden und Volksbräuche zu untersuchen. Die Begegnung mit Sir John Marshall, dem Generaldirektor des Archaeological Survey of India, führte dazu, dass er seine wissenschaftlichen Untersuchungen auch auf die Archäologie ausdehnte. Tessitori spielte eine wichtige Rolle bei der Gründung des Archäologischen Museums von Bikaner.
Im Saal sind in ansprechender Form zahlreiche Objekte von ihm zu sehen. Die Grundlage dazu bildeten Fotos seines indischen Arbeitszimmers; ein Teil seiner indischen Waffensammlung sowie Bücher und Manuskripte sind hier ausgestellt.
Rundgang
07.Lapidarium
Der Rundgang wird im Freien, unter den Arkaden des Schlosses, fortgesetzt. Das Lapidarium umfasst Inschriften auf Steintafeln, Denkmäler und Skulpturen aus römischer Zeit. Sie stammen größtenteils aus der Sammlung der Grafen Gorgo und di Toppo, die wiederum Ländereien in Aquileia und Umgebung besaßen. Auch zufällig gefundene und in verschiedenen anderen Gebäuden wiederverwendete Objekte und Materialien sind ausgestellt. Die nach Themenbereichen zusammengefassten Fundstücke bezeugen vor allem die Existenz der Nekropolen und das antike Straßennetz.