via Cavour 14 Udine
Öffnungszeiten, Preise, Kontakte
Casa Cavazzini, das neue Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Udine, liegt mitten im historischen Stadtkern. Als testamentarischer Nachlass des reichen Kaufmanns Dante Cavazzini gelangte der Bestand an die Stadt, die das Gebäude nach einem Projekt der namhaften Architektin Gae Aulenti einer umfassenden Sanierung und Renovierung unterzog. Es wurde 2012 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und ist heute ein modernes und funktionales Museum, das als Impulsgeber der städtischen Kunst- und Kulturszene gilt und die historische Innenstadt neu belebt.
Im ersten und zweiten Stock des Gebäudes befinden sich die dauerhaften Ausstellungen, die nach einem neuen Konzept gestaltet wurden. Bedeutsame Bilder- und Skulpturensammlungen kennzeichnen den künstlerischen Werdegang des ausklingenden 19. Jh. bis in unsere Gegenwart. Im Erdgeschoss des Gebäudes finden temporäre Ausstellungen und andere themenbezogene Events statt.
Standort - Casa Cavazzini
Casa Cavazzini, das neue Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Udine, entstand durch das Zusammenlegen verschiedener, bereits bestehender Gebäude zwischen den Straßen Via Savorgnana und Via Cavour. Um das Jahr 1540 wurde die aus Faedis stammende Familie Colombatti Eigentümerin des Gebäudes. Zu Anfang des 20. Jh. verpachtete Graf Gustavo Colombatti, der letzte Nachkomme der Familie, die Räume im Erdgeschoss an Dante Cavazzini (1890-1987), der dort sein Stoffgeschäft “Al Ribasso” eröffnete. Bei Colombattis Tod im Jahre 1937 erwarb Dante Cavazzini das ganze Stadtpalais und richtete sich dort auch häuslich ein.
Aus diesem Grund wurde der erste Stock von Architekt Ermes Midena (1895-1972) vollständig renoviert und in eine komfortable Stadtwohnung umgewandelt. Noch heute sieht man hier einige Originalmöbel aus jener Zeit sowie Temperamalereien, die Afro Basaldella 1938 zur Dekoration von einigen Wänden und Decken anfertigte. Bei kürzlich durchgeführten Renovierungsarbeiten kamen in einigen Sälen des ersten Stocks wertvolle Fresken aus der zweiten Hälfte des 14. Jh. zu Tage, die profane Figuren darstellen. In zwei Teilbereichen im Erdgeschoss sind hingegen eine wunderschöne “venezianische” Zisterne aus dem 16. Jh. und ein aus der Ersten Eisenzeit stammendes frühgeschichtliches Lager mit Tongefäßen und Behältern zu sehen (zweite Hälfte des 8. Jh. v. Chr.), das der nachweislich älteste Fund von “Casa Cavazzini” ist.
https://www.civicimuseiudine.it/de/staedtischen-museen/casa-cavazzini#sigFreeIdbbb2ee92b5
Rundgang
01.RUNDGANG IM ERDGESCHOSS
Die weitläufigen Säle im Erdgeschoss werden für temporäre Ausstellungen genutzt, doch es gibt hier auch einige Exponate aus den Dauerausstellungen. Im Eingangsbereich ist das Gipsmodell vom Tor für das Mausoleum der Fosse Ardeatine in Rom von Mirko Basaldella zu sehen, das der Künstler zwischen 1948-51schuf. An der Wand gegenüber befindet sich die Installation In teoria von Marotta & Russo, die zur Museumseröffnung geschaffen wurde (2012).
Rundgang
02.RUNDGANG IM ERSTEN STOCK
Der erste Stock umfasst mehrere Säle, die der Sammlung Marangoni gewidmet sind. Zu sehen ist Kunst aus dem späten 19. und frühen 20. Jh. Eine große Dauerausstellung zeigt die Werke der Udineser Brüder Dino, Mirko und Afro Basaldella. Der Rundgang endet mit der Besichtigung der Wohnung der Familie Cavazzini.
Sammlung Marangoni
Es sind Gemälde an Wänden und Tafeln zu sehen, die aus dem Nachlass der Familie Marangoni stammen. Die Werke bilden den Kern der modernen Kunstsammlung der Stadt. Antonio Marangoni (1806-1885) war ein wohlhabender Udineser Kaufmann, der der Stadt testamentarisch seine Güter vermachte mit der Auflage, dass jedes Jahr ein neues Werk oder gar mehrere Werke von vielversprechenden Nachwuchskünstlern dazu gekauft wurden. Dieser alljährliche Neuerwerb wurde der 1895 gegründeten Kunststiftung Marangoni anvertraut, die die Ankäufe auf in- und ausländischen Ausstellungen jener Zeit tätigte. Somit gelangten Werke von vielen namhaften italienischen und einigen ausländischen Künstlern in die Udineser Sammlung: Werke von Giuseppe und Emma Ciardi, Plinio Nomellini und Felice Carena sowie von Joaquín Sorolla y Bastida und Frans Holder.
Basaldella-Säle
Zwei Säle im ersten Stock sind den Werken der Udineser Gebrüder Dino, Mirko und Afro Basaldella gewidmet. Im ersten Saal, in dem kürzlich ausgeführte Renovierungsarbeiten wertvolle Fresken von profanen Figuren aus der zweiten Hälfte des 14. Jh. zu Tage brachten, sind Skulpturen von Mirko (1910-1969) ausgestellt. Die Werke stammen aus der Zeit zwischen 1950-60, so z. B. die Chimera urlante (1956) und große totemähnliche Figuren wie Il rostro (1964). Im angrenzenden Saal sind Metallskulpturen von Dino (1909-1977) aus den 1960er Jahren zu sehen sowie Gemälde von Afro (1912-1976), darunter ein chromatisch und formell strukturiertes Bild von 1939 mit dem Titel Si fondano le città bis hin zu informellen Werken wie Angelica aus dem Jahr 1964 und weitere Gemälde, die er kurz vor seinem Tod schuf.
Wohnung der Familie Cavazzini
Der Rundgang im ersten Stock endet mit der Besichtigung der Wohnung, in der einst Dante Cavazzini lebte. Er ließ sie Ende der 1930er Jahre von Architekt Ermes Midena (1895-1972) nach Vorgaben des modernen Rationalismus gestalten. Im Innern sind noch Originalmöbel aus jener Zeit sowie Wandmalereien von 1938 erhalten, die der Eigentümer bei Afro Basaldella in Auftrag gab. Die Wände im Speisesaal sind durchgehend mit städtischen und ländlichen Szenen geschmückt, darunter Menschen bei der Arbeit, beim Ruhen und beim Vergnügen, während die Kreuzgewölbedecke mit Putten und jungen Nackten vor landschaftlichem Hintergrund verziert ist, die an die freien Künste erinnern. Als Maltechnik wurde Eitempera verwendet, vom Stil her sind Ähnlichkeiten mit der venetischen Dekorationsmalerei des 16. Jh. zu erkennen, wenn auch einige Elemente auf die barocke Malweise von De Chirico hindeuten.
Rundgang
03.RUNDGANG IM ZWEITEN STOCK
Der zweite Stock beherbergt zwei wichtige Kollektionen: die Sammlung Astaldi mit Werken von italienischen und ausländischen Künstlern aus der Zeit von 1920-1960 sowie die Sammlung FRIAM, die Gemälde und Skulpturen von amerikanischen Künstlern aus den 1960er bis 1970er Jahren beinhaltet.
Sammlung Astaldi
Die Sammlung Astaldi ist ohne Zweifel eine der wichtigsten Kollektionen des Museums. Sie wurde der Stadt Udine testamentarisch überlassen von den Eheleuten Sante (Sannazzaro de' Burgondi, 1895 – Rom, 1982) und Maria Luisa (Tricesimo, 1899 – Rom, 1982) Astaldi. Sante Astaldi war Ingenieur und gehörte zu den angesehensten Persönlichkeiten seines Berufszweiges. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg hatte er sich im Bereich öffentliche Bauten einen Namen gemacht, während Maria Luisa als gebildete und kulturinteressierte Frau englische Literatur lehrte und sich der Kunst widmete, wie die über hundertneunzig Werke der Sammlung beweisen.
Der Rundgang führt durch verschiedene Säle des zweiten Stocks, wo die Werke nach Erwerbsgruppen zusammengestellt sind und nicht in chronologischer Reihenfolge.
Ein erster Kernbestand umfasst Werke, die in den 1930er Jahren, als die Sammlung ihren Anfang nahm, gekauft und 1941 bei der 1. Ausstellung zeitgenössischer Kunst in Cortina d'Ampezzo gezeigt wurden. Zu den Künstlern zählen Giorgio De Chirico mit den Gemälden Gladiatori (1931 ca.) und Cavalli con rudere (1930), weiterhin Alberto Savinio, Felice Carena und Ottone Rosai, ein Maler, den Maria Luisa Astaldi besonders schätzte. Weitere Werke wurden in jenen Jahren auf der Biennale 1940 in Venedig erworben, so z. B. La Sirena (1940) und Il ragazzo che disegna (1938) von Gianfilippo Usellini oder in der Galleria del Milione in Mailand, wie das Bild Nudo femminile (1928) von Mario Sironi.
In den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs erwarb das Ehepaar Astaldi weitere Werke von privaten Galerien in Rom und Mailand sowie auf der Biennale in Venedig. Darunter Gemälde von Carlo Carrà, Filippo de Pisis, Giuseppe Capogrossi, Zeno Birolli, Giorgio Morandi, Renato Guttuso, Alberto Savinio.
In den 1950er Jahren vergrößerte sich die Sammlung durch zahlreiche Ankäufe, die das Interesse für die Kunst der vergangenen Jahre belegt. So zum Beispiel das Gemälde Mezza figura con vaso (1928) von Massimo Campigli und Natura morta con chitarra (1919) von Gino Severini. Besondere Aufmerksamkeit wurde auch Vertretern der historischen Avantgarde gewidmet mit dem Ankauf von Lithographien und Mehrfachdrucken von Picasso, Braque und Marc Chagall, aber auch dem Abstraktismus mit dem abstrakt-konkreten Gemälde Painting (1940) von Ben Nicholson und den abstrakten Werken von Toti Scialoja, Parigi (1950) und von Corrado Cagli, Bosco del Lemery (1950).
Zu den letzten Ankäufen der 1960er Jahre zählen die informellen Bilder von Giuseppe Santomaso und die Henley Regatta (1936) von Raoul Dufy.
Sammlung FRIAM
Der Rundgang im zweiten Stock endet mit den beiden Sälen, die der Sammlung FRIAM gewidmet sind. Es handelt sich um einen amerikanischen Kunstbestand, der auf Betreiben des italienisch-amerikanischen Komitees Friul Arts and Monuments (FRIAM) geschaffen wurde, und zwar aus Solidarität und zum Gedenken an das schreckliche Erdbeben, das Friaul 1976 heimsuchte. In jenem Jahr riefen amerikanische Künstler und namhafte politische und diplomatische Persönlichkeiten zu einer Spende von Kunstwerken auf, die zur Versteigerung nach Italien geschickt werden sollten. Der Auktionserlös sollte dann für den Wiederaufbau verwendet werden.
Udines damaliger Bürgermeister Angelo Candolini war gegen das Vorhaben und beschloss, die Kunstsammlung in ihrer Gänze beizubehalten. Dadurch gelangte die Kollektion in den Bestand der zukünftigen Galleria d’Arte Moderna. In Italiens Kunstszene stellt die Sammlung etwas Einzigartiges dar; sie umfasst amerikanische Gemälde und Skulpturen mit Seltenheitswert, die von den späten 1930er Jahren bis in die 1970er Jahre reichen, darunter auch Werke von Willem de Kooning, Roy Liechtenstein, Sol Le Witt, Donald Judd, Frank Stella und anderen.